GesundesWissen

Erinnerungslücken: Es muss nicht gleich Demenz sein

Plötzlich ist er weg, der Name eines Bekannten, den man zufällig auf der Straße trifft. Oder man kommt mitten im Gespräch nicht auf ein bestimmtes Wort. Kennen Sie das? Und fragen Sie sich dann ängstlich, ob das eine beginnende Alzheimer-Erkrankung ist? Die gute Nachricht: In den meisten Fällen steckt keine organische Ursache dahinter.

Meist ist Stress ein Auslöser für Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, so die Erfahrung der Mediziner an der Uniklinik Freiburg aus dem Zentrum für Geriatrie und Gerontologie. Sie können uns im Alltag massiv beeinträchtigen, wenn wir
z. B. Vorhaben, Termine oder Aufträge vergessen, unter Störungen der Merkfähigkeit und der Konzentration, Wortfindungsstörungen und Blockaden beim Abruf von Gedächtnisinhalten wie Namen, Telefonnummern, PIN-Codes leiden.

Am besten erklärt man dies anhand eines Beispiels: Man will eine Straße überqueren. Unter normalen Bedingungen nimmt unser Auge den Straßenverkehr in Ruhe wahr. Der visuelle Reiz gelangt in den präfrontalen Cortex, der hinter unserer Stirn verortet ist. Dort wird über die Reaktion entschieden: Gehen oder stehen bleiben? Ist eine Entscheidung getroffen, wird sie an den motorischen Cortex gesendet, der die Muskeln steuert. Unter Stress wird der präfrontale Cortex übergangen. Kommt beispielsweise beim Überqueren der Straße ein Auto auf uns zugerast, springen wir blitzschnell zur Seite. Wir haben keine Zeit, die lebensbedrohliche Situation zu analysieren, sondern reagieren sofort. Dieser Stress hilft uns, in gefährlichen Situationen zu überleben. Neurologen sprechen von einer Kampf-oder-Flucht-Reaktion. Im Alltag ist der Mensch selten einer Kampf-oder-Flucht-Situation, sondern eher chronischem Stress ausgesetzt. Dennoch greift der Schutzmechanismus, und das hat auf Dauer ungesunde Folgen.

Denn: Je häufiger wir gestresst sind, desto stärker wird der präfrontale Cortex trainiert, dauerhaft abzuschalten. Stress stuft unser Gehirn also quasi zu einem unwichtigen Organ herab und unser Gedächtnis läuft auf Sparflamme. Wir sind unkonzentriert, werden vergesslich, fühlen uns überfordert und verlieren schnell die Geduld. Wer ständig unter Strom steht, wenig schläft, sich keine Erholungsphasen gönnt, läuft Gefahr, dass sich das Gehirn verändert, denn auch die Gehirnzellen werden erschöpft. Wortfluss und Konzentration können ins Stocken geraten und im Gespräch geht der Faden verloren. Diese Beeinträchtigung ist wiederum eine erhebliche Stressquelle und kann noch mehr Stress auslösen. Ein kleiner Teufelskreis.

Entschleunigt sind wir einfach besser: Denn je entspannter wir sind, desto komplexer die Aufgaben, die sich bewältigen lassen, und desto größer das Wissen, das wir uns aneignen können. Das lebenslange Lernen funktioniert besonders erfolgreich, wenn wir das Kurzzeitgedächtnis stressfrei einsetzen können. Regelmäßige Entspannungstechniken – z. B. bewusstes Atmen, Achtsamkeitsübungen –, aber auch Sport und Spaziergänge helfen dabei, wieder gelassen und ausgeglichen zu sein. Richtige Entspannung ist erlernbar, etwa mit unserer Meditations-App 7Mind, die R+V BKK-Kundinnen und Kunden ein Jahr lang kostenfrei nutzen können.