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Spiel mit! – Wie die Lust am Spielen uns geistig fit hält

Neurowissenschaftler verorten die Lust am Spielen im Hirnstamm des Menschen, dem ältesten Teil des Gehirns. Es kann durch Reize ein Leben lang stimuliert werden und immer wieder neue Nervenzellen bilden, die uns geistig fit halten. Ein Plädoyer für etwas, das uns auf Trab hält und für gute Laune sorgt! – Von Birgit Weidt

Spielen, egal in welchem Alter, ob Patiencen legen mit 75, Doppelkopf mit 55, Mah Jongg auf dem Tablet mit 35, Casual Games (einfache Computerspiele) auf dem Smartphone mit 15 – oder Tiermemory mit fünf. Spielen festigt unsere Beziehungen, und jedes Spiel setzt mindestens eine kleine Dosis Dopamin frei. Außerdem werden Aspekte „ausgelebt“, die im realen Leben nicht stattfinden können, zum Beispiel bei Monopoly, wo es darum geht, Straßen zu kaufen, Häuser und Hotels zu bauen, Miete einzuziehen, mit dem Ziel, alle Mitspieler in den Bankrott zu treiben. Das Gute dabei: Spielen findet in einer geschützten Umgebung statt. Jeder kann fluchen oder lachen, hinterlistig sein oder witzeln, die ganze Palette der Gefühle ist möglich – und am Ende ist alles vorbei.

Spielen fördert kreatives Denken
Kinder fangen an, sich die Welt spielerisch zu erschließen und spielerisch mit Problemen umzugehen. „Das ist wichtig, um nicht nur immer die eine Lösung im Kopf zu haben, sondern in Alternativen zu denken“, erklärt der Psychologe Prof. René Proyer von der Universität Halle-Wittenberg. „Wir sagen ja auch, etwas in Gedanken ‚durchzuspielen‘ oder ein ‚Gedankenspiel‘ zu machen. Spiele können helfen, unseren erlebten Handlungsspielraum zu erweitern. Das Spiel als Verhalten und die Verspieltheit als Persönlichkeitseigenschaft bei Erwachsenen haben Ähnlichkeiten mit den Erscheinungsformen bei Kindern, zum Beispiel, dass Regeln aus dem normalen Leben nicht notwendigerweise gelten müssen und es einfach Spaß macht.“

Wohltuend in jedem Alter
Spielen ist altersunabhängig. Und digitale Spiele stehen hoch im Kurs – auch bei Älteren. Laut „game“, dem Verband der deutschen Games-Branche, spielen über fünf Millionen der Über-60-Jährigen – genauso viele Frauen wie Männer. „Für viele Menschen jenseits der 60 gehört eine virtuelle Runde Skat, eine Aufbausimulation oder ein Kreuzworträtsel heute ebenso zum Alltag wie das Lesen der Tageszeitung oder das Schauen von Nachrichten“, sagt game-Geschäftsführer Felix Falk. Game-Designer von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin entwickelten für die Silvergamer das Online-Spiel „Schiff Ahoi“ und wollten herausfinden, ob Daddeln auch gegen Demenz helfen kann. Auf einer virtuellen Kreuzfahrt müssen Spieler Lebensmittel von einem Buffet schnell auf einen Teller ziehen und gleichzeitig Ungenießbares wie Sonnenbrille oder Badelatschen erkennen und die Handlung sofort abbrechen. Nach acht Wochen Testphase wurden die Über-60-Jährigen Teilnehmer im MRT untersucht, und es zeigte sich, dass bei ihnen das Gehirn im präfrontalen Kortex gewachsen war. Der präfrontale Kortex ist so etwas wie der Regisseur im Gehirn, und wenn der mehr Handlungsspielraum erhält, können bestimmte Aufgaben besser erledigt werden.