GesundesWissen
„Lassen Sie Licht in die Dunkelheit“
Im Herbst spüren wir besonders deutlich, dass die Tage immer kürzer werden. Denn ob Gemüt, Immunsystem oder Schlaf-Wach-Rhythmus: Der Wechsel von der hellen zur dunklen Jahreszeit hinterlässt Spuren. Wer jetzt zusätzliches Licht in sein Leben lässt, kommt mit der Umstellung besser zurecht – ob im Büro oder zu Hause.
Die Hormone Melatonin und Serotonin spielen eine wichtige Rolle für unseren Schlaf-Wach-Rhythmus und unsere innere Uhr. Im Herbst, mit den kürzer werdenden Tagen, wandelt unser Körper vermehrt das Wach- oder Glückshormon Serotonin in das Schlafhormon Melatonin um. Das führt zu der für die Jahreszeit typischen Herbstmüdigkeit. Manchmal kann es auch eine getrübte Stimmung zur Folge haben, den sogenannten Herbstblues. Mit ausreichend Licht lässt sich der Müdigkeit und Niedergeschlagenheit entgegenwirken, denn auch künstliches Licht fördert die Serotonin-Produktion. Vorausgesetzt, es enthält das kurzwellige blaue Licht des Sonnenlichtspektrums.
Eine gute Beleuchtung ist gerade bei der Arbeit, ob im Homeoffice oder im Büro, besonders wichtig. Wer an einem zu dunklen Arbeitsplatz arbeitet, schwächt die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Ein dauerhafter Mangel an Licht kann sogar das Risiko einer psychischen Erkrankung oder Krebserkrankung erhöhen.
„Ein normales Büro mit einem Bildschirmarbeitsplatz sollte mit mindestens 500 Lux beleuchtet sein. Eine Nachttischlampe schafft das in aller Regel nicht“, so Thomas Kieber, Beauftragter für Arbeitssicherheit bei der R+V BKK. „Generell gilt“, erklärt Kieber, „dass man Blendung und starke Kontraste vermeiden sollte, da sie störend auf die Sehleistung wirken. Eine homogene Verteilung des Lichts im Arbeitsbereich lässt sich am leichtesten über eine Deckenbeleuchtung erzielen. Bereits eine weiße Wand hinter dem Bildschirm stellt einen Kontrast dar, der das Sehen beeinträchtigen kann. Das ist auch der Fall, wenn Licht direkt auf den Bildschirm fällt. „Licht sollte stets von oben oder von der Seite kommen, ohne direkt zu blenden“, rät der Experte für Arbeitssicherheit.
Im Homeoffice ist man in der Regel selbst für die richtige Helligkeit verantwortlich. Im Büro ist der Arbeitgeber verpflichtet, für die richtige Beleuchtung zu sorgen. „Die gesetzlichen Anforderungen, die ein Büroarbeitsplatz erfüllen muss, sind in der Arbeitsstättenverordnung geregelt“, so Thomas Kieber. Die verschiedenen Berufsgenossenschaften nennen zudem branchenspezifische Grenzwerte und Empfehlungen. Denn die Lichtstärke, mit der ein Arbeitsplatz ausgeleuchtet sein sollte, ist abhängig von der Art der Tätigkeit. Komplexe Tätigkeiten, etwa im Bereich der Feinmechanik, erfordern eine höhere Lux-Zahl als herkömmliche Bildschirmarbeitsplätze. Auch das Alter spielt eine Rolle. Ab etwa 35 Jahren benötigen wir für eine gute Sehleistung mehr Licht. Bei 60-Jährigen ist der Helligkeitsbedarf etwa vier Mal so hoch wie bei 20-Jährigen.
„Ob wir uns gut und wach fühlen, hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel Ernährung, Bewegung und – gerade im Winter – einem ausreichend gefüllten Vitamin-D3-Speicher“, betont Thomas Kieber. „Zu diesen Faktoren gehört auch eine gute Beleuchtung. Sie unterstützt einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus, stärkt das Immunsystem und hebt die Stimmung. Deshalb: Lassen Sie Licht in die Dunkelheit!“