ServiceLeistungen
Was wir 2024 erreicht und uns für 2025 vorgenommen haben
Unser Vorstand Thomas Schaaf wirft einen Blick auf das für die gesetzliche Krankenversicherung nicht ganz einfache Jahr 2024. Und natürlich haben wir ihn gefragt, welche Neuerungen die Kundinnen und Kunden der R+V BKK 2025 erwarten.
BKKiNFORM: 2024 war für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ein finanziell schwieriges Jahr. Warum?
Thomas Schaaf: Tatsächlich kamen im letzten Jahr mehrere Faktoren zusammen, die zu einer massiven Belastung der GKV-Finanzen und den zum Teil deutlichen Beitragssatzerhöhungen bei allen Kassen geführt haben. Dass sich die Finanzlage in kurzer Zeit dermaßen zuspitzen konnte, hat auch etwas mit den Rücklagen der Kassen zu tun. Denn staatlich verordnet mussten diese in den letzten Jahren stark abgebaut werden. Und damit wurde der finanzielle Spielraum zum Ausgleich von kurzfristigen Ausgabensteigerungen drastisch geschrumpft. Zusätzlich sind die Ausgaben in der GKV im letzten Jahr stärker gestiegen als ursprünglich kalkuliert. So sind beispielsweise die Kosten für Arzneimittel und Krankenhausbehandlungen deutlicher gestiegen als angenommen. Ebenfalls kostenintensiv: die gerade in Kraft getretene Krankenhausreform, die die Krankenkassen jährlich mit 2,5 Milliarden EUR belastet – und zwar bis 2035. Obwohl laut Grundgesetz hier die Bundesländer für die Finanzierung zuständig sind. Teure neue Gesetze belasten die GKV darüber hinaus jedes Jahr mit Milliardenbeträgen. Alleine im Jahr 2024 waren es fast 13 Milliarden EUR, um die Kosten für seit 2016 verabschiedete GKV-Gesetze zu decken. Gleichzeitig fehlen den Krankenkassen Einnahmen, weil staatliche Aufgaben auf die GKV abgewälzt werden. Ein Beispiel sind die Beiträge zur Krankenversicherung für Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger. Die sollten eigentlich vollständig aus Steuermitteln finanziert werden. Tatsächlich geschieht dies aber nur zu einem Drittel. Die Krankenkassen tragen den Rest – das sind 9 Milliarden EUR im Jahr.
Was muss geschehen, damit sich die Finanzlage in der GKV stabilisiert?
Thomas Schaaf: So, wie die Situation jetzt ist, hilft nur ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Und zwar Maßnahmen, die nicht nur mittel- und langfristig wirken, sondern auch kurzfristig. Der durchschnittliche Beitragssatz in der GKV liegt zurzeit bei über 17 Prozent. Diese hohen Zusatzbeiträge belasten sowohl die Versicherten als auch die Arbeitgeber. Denn beide teilen sich den Beitrag je zur Hälfte. Die Sozialversicherungsbeiträge insgesamt betragen inzwischen über 40-Prozent. Wenn nichts geschieht, werden sie weiter steigen. Das kann sich Deutschland angesichts der aktuell schwierigen Wirtschaftslage mit zwei Jahren Rezession in Folge kaum leisten. Egal, welche Parteien die nächste Regierung bilden, sie werden handeln müssen – und zwar rasch. Die schon seit Jahren überfällige Strukturreform des Gesundheitswesens muss endlich angegangen werden, damit die Finanzlage langfristig stabilisiert werden kann. Eine kurzfristig wirkende Maßnahme wäre, dass der Staat endlich seiner Verpflichtung zur Finanzierung staatlicher Aufgaben und versicherungsfremder Leistungen nachkommt – und nicht weiter GKV-Beitragsgelder zweckentfremdet.
Wie war das Jahr 2024 für die R+V BKK?
Thomas Schaaf: Sehen wir von der schwierigen Finanzsituation der gesamten GKV einmal ab, war 2024 für uns ein gutes Jahr. Das gilt besonders für die Versichertenentwicklung, die sehr positiv ausgefallen ist. Unsere Versichertenzahl ist im vergangenen Jahr so stark gewachsen wie in keinem Jahr zuvor. Wir konnten 13.500 neue Versicherte begrüßen, so dass die Gesamtzahl auf rund 175.000 gestiegen ist. Die Grundlage für diese erfreuliche Entwicklung ist die Zufriedenheit vieler unserer Kunden. Bei unseren regelmäßigen Kundenbefragungen bewerten 94 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseren Service mit den Noten Sehr Gut und Gut. Die Bereitschaft, uns weiterzuempfehlen, ist also sehr hoch. Ich bedanke mich bei allen, die bei unserem Programm "Mitglieder werben Mitglieder" mitgemacht haben. Sie haben dazu beigetragen, dass unsere Versichertengemeinschaft gestärkt wurde.
Was hat das Jahr 2024 den Versicherten der R+V BKK gebracht?
Thomas Schaaf: Wir konnten unser Leistungsangebot weiter ausbauen. In der Besonderen Versorgung haben wir eine ganze Reihe neuer Verträge abgeschlossen. Da sind zum Beispiel die Fimo-Health-App, die Long- und Post-Covid-Patientinnen und -Patienten digital begleitet, das Bewegungsprogramm FPZ KrebsTherapie oder das ärztliche Zweitmeinungsangebot Medexo. Als neue Zusatzleistungen haben wir 2024 außerdem unsere Angebote für Zahnbehandlungen erweitert, etwa mit der digitalen Volumentomographie, einem 3D-Röntgenverfahren bei kieferchirurgischen Eingriffen wie Wurzelbehandlung oder Weisheitszahnentfernung. Hier beteiligen wir uns an den Kosten mit bis zu 100 EUR im Kalenderjahr. In der Gesundheitsvorsorge haben wir die Erstattung für die beliebten Präventionskurse erhöht. Und wir gehören mit einem sechsten Platz beim Unternehmenswettbewerb „TOP SERVICE Deutschland“ erneut zu den Krankenkassen mit dem besten Kundenservice. Außerdem haben wir unsere digitalen Angebote ausgebaut. Mehr als 60.000 R+V BKK-Versicherte nutzen inzwischen unsere Online-Geschäftsstelle und die App „Meine R+V BKK“.
Welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr vorgenommen?
Thomas Schaaf: Wir werden unser Leistungsangebot im Sinne einer modernen medizinischen Versorgung wie schon in den vergangenen Jahren weiterentwickeln. Besonders im Blick haben wir hier die Bereiche Gesundheitsprävention, Wahltarife, Besondere Versorgung und Zahn-Leistungen. Im Servicebereich werden wir die Online-Geschäftsstelle mit neuen Funktionen ausstatten. Mit passenden Leistungsangeboten für die individuelle Lebenssituation unterstützen wir unsere Kunden in ihrer Gesundheit. Wir legen weiterhin großen Wert auf eine sehr gute telefonische Erreichbarkeit. Der Austausch mit unseren Kunden soll einfach und wertschätzend sein, ganz im Sinne unseres Mottos „Herzlich. Echt. Verlässlich“. Die ersten Ratings in diesem Jahr zeigen, dass wir zu den Top-Krankenkassen in Deutschland zählen. Wir wollen auch in Zukunft unseren Kunden einen hervorragenden Service und sehr gute Leistungen bieten. „Gut“ bedeutet für uns übrigens auch, dass wir beim Thema Nachhaltigkeit Fortschritte machen. Bei Anschaffungen für den Geschäftsbetrieb achten wir verstärkt darauf, dass die Produkte ressourcenschonend und klimafreundlich sind. Und wir wollen noch mehr Kunden für unser Online-Magazin und die Online-Geschäftsstelle gewinnen. Auch das schont Ressourcen.
Herr Schaaf, vielen Dank für das Gespräch!
Thomas Schaaf im Gespräch über die Finanzsituation im Gesundheitswesen und R+V BKK-Ziele 2025.
Thomas Schaaf – Vorstand der R+V Betriebskrankenkasse