GesundesWissen
Laufen mit einem Lächeln
Slow Jogging erfreut sich wachsender Beliebtheit. Und wir finden, zu Recht. Der von dem japanischen Sportphysiologen Professor Hiroaki Tanaka entwickelte Laufsport trainiert den Körper auf schonende Weise, hat einen hohen Gesundheitswert und macht dabei auch noch gute Laune. Wir sprachen mit Stefanie Philipskötter, zertifizierter Slow-Jogging-Kursleiterin aus Münster und R+V BKK-Mitglied, über den neuen Trendsport.
In Japan beschreibt man Slow Jogging auch mit dem Begriff "Niko Niko", was auf Deutsch "mit einem Lächeln" bedeutet. Warum?
Stefanie Philipskötter: Charakteristisch für Slow Jogging ist unter anderem das sogenannte Niko-Niko-Tempo. Das beschreibt das individuelle Wohlfühltempo, bei dem sich das Laufen noch leicht anfühlt und man sich jederzeit unverkrampft unterhalten und eben dabei auch lächeln kann. Beim Slow Jogging geht es nicht um das Erreichen von Geschwindigkeits- oder Distanzzielen. Das Training sollte nie als anstrengend, sondern als angenehm und entspannend empfunden werden
Für wen ist Slow Jogging besonders geeignet?
Stefanie Philipskötter: Slow Jogging ist für jede Person geeignet, die in der Lage ist zu laufen und Lust hat, sich zu bewegen. Aufgrund der gelenkschonenden Technik eignet sich Slow Jogging auch für Menschen mit Gelenkbeschwerden, etwa in Knie oder Hüfte, oder mit etwas mehr Gewicht.
Wie wirkt es sich auf die Gesundheit aus?
Stefanie Philipskötter: Slow Jogging trainiert das Herz-Kreislauf-System und fördert den Muskelaufbau, vor allem der großen Muskelgruppen wie Wade, Oberschenkel und Po. Die Durchblutung wird angeregt und somit auch der Stoffwechsel aller Zellen im Körper. Regelmäßiges Training wirkt sich positiv auf den Blutdruck und die Blutfettwerte, also das Cholesterin, aus. Zudem, und das ist direkt nach einer einzigen Trainingseinheit spürbar: Slow Jogging hebt die Stimmung und fördert die Gehirnleistung. Durch das Training im moderaten Anstrengungsbereich wird nicht nur die Bildung von Endorphinen, sondern auch von körpereigenen Cannabinoiden angeregt. Die wirken im Gehirn wie eine Glücksdroge. Die mit Abstand höchste Aktivierung von Cannabinoiden erfolgt bei leichter bis moderater Laufintensität, also im Niko-Niko-Tempo. Vorteil des Slow Joggings gegenüber Walken: Der Energieverbrauch ist bei gleicher zurückgelegter Strecke ca. doppelt so hoch.
Ist Slow Jogging auch für Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie zum Beispiel Diabetes oder Bluthochdruck geeignet?
Stefanie Philipskötter: Auf jeden Fall. Gerade bei Diagnosen wie den oben beschriebenen raten Ärztinnen und Ärzte zu einem aktiven Lebensstil und moderater sportlicher Betätigung. Durch regelmäßiges Slow Jogging kann sowohl der Blutzuckerspiegel positiv beeinflusst, als auch der Blutdruck gesenkt werden.
Worin unterscheiden sich herkömmliches Jogging und Slow Jogging?
Stefanie Philipskötter: Zunächst einmal in der Geschwindigkeit, da Slow Jogger in der Regel langsamer unterwegs sind. Charakteristisch für das Slow Jogging sind außerdem der Mittelfußaufsatz, die aufrechte Körperhaltung und die hohe Schrittfrequenz von 180 Schritten pro Minute

Was braucht man zum Slow Jogging?
Stefanie Philipskötter: Man braucht lediglich bequeme Sportkleidung und Laufschuhe. Die Schuhe sollten idealerweise eine flexible Sohle und eine Sprengung von maximal 10 mm haben, das ist der Höhenunterschied zwischen Vorfuß und Ferse. Damit lässt sich der Mittelfußaufsatz einfacher umsetzen. Starten kann aber jeder mit dem Equipment, das er gerade zu Hause hat.
Wie oft und wie lang sollte man trainieren?
Stefanie Philipskötter: Gerade als Anfänger ist es ratsam, behutsam ins Training einzusteigen und die Belastung langsam zu steigern. Ideal sind zwei bis drei Mal pro Woche ca. 30 Minuten Training. Starten sollte man mit einem Wechsel aus Slow Jogging und Gehpausen, um den Körper langsam an die Belastung zu gewöhnen und gerade die Waden und die Achillessehne nicht zu sehr zu strapazieren.
Wo finde ich Gleichgesinnte und Laufgruppen?
Stefanie Philipskötter: Auf www.slowjogging.de gibt es eine Liste aller zertifizierten Slow-Jogging-Trainer und einen Veranstaltungskalender mit aktuellen Kursangeboten.
Was empfehlen Sie für den Einstieg in diese Laufsport-Variante?
Stefanie Philipskötter: Ich empfehle jedem Interessenten eine Einführung bei einer zertifizierten Trainerin, einem zertifizierten Trainer oder den Besuch eines Kurses, um die korrekte Technik zu erlernen und Überlastungen durch einen falschen Trainingseinstieg zu vermeiden. Für viele ist auch eine Laufgruppe eine super Lösung. Gerade in der Gruppe fällt das Training oft leichter. Slow Jogging ist eine sehr kommunikative Sportart. Man kann eine Trainingseinheit sehr gut mit einem netten Plausch verbinden.
Was für Menschen kommen zu Ihnen?
Stefanie Philipskötter: Das Teilnehmerspektrum ist breit gefächert. Es kommen Personen aus allen Altersklassen zum Kurs. Zum Teil absolute Neulinge, die noch nie Sport getrieben haben und einen angenehmen Einstieg in die Bewegung suchen. Aber auch sehr sporterfahrene Personen, die neugierig auf den neuen „Trend aus Japan“ sind oder aufgrund von Erkrankungen oder Verletzungen nach einer neuen Variante suchen. Von den Teilnehmern bekomme ich häufig das Feedback, dass sie den Sport ohne Stress und Leistungsdruck als angenehm empfinden. Eine Slow-Jogging-Einheit ermüdet nicht. Nach dem Training fühlen sich viele frischer und wacher als vorher. Gerade die Personen, die im Alltag viel sitzen, genießen die Bewegung an der frischen Luft. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist auch ein wichtiger Punkt. Während der Stunden findet sich immer Zeit für nette Gespräche.
Wie läuft so ein Kurs bei Ihnen ab?
Stefanie Philipskötter: Ein Slow-Jogging-Präventionskurs erstreckt sich in der Regel auf acht Einheiten mit jeweils 60 Minuten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen die korrekte Slow-Jogging-Technik, hierzu gibt es viele Übungen und in jeder Stunde auch einen kurzen Teil mit theoretischen Infos. Gestartet wird mit einer kurzen Mobilisation, damit der Körper optimal auf das Training vorbereitet ist. Die Laufphasen beginnen wir mit Intervallen, um den Körper langsam an die Belastung zu gewöhnen. Abgeschlossen werden die Stunden mit einem Stretching. Durch die ergänzenden Kräftigungs- und Mobilisationsübungen gibt es immer wieder Laufpausen, und die Zeit vergeht meist wie im Flug. Am Ende des Kurses ist jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer in der Lage, 30 Minuten am Stück zu laufen. Das wird dann natürlich auch gefeiert!
Frau Philipskötter, vielen Dank für das Interview!
Das sagen Slow-Jogging-Kursteilnehmerinnen
„Mir gefällt besonders am Slow Jogging, dass es ein leichter Einstieg ins Sportleben ist, nicht direkt so anstrengend. Die Natur und die frische Luft begeistern mich und vor allem die schönen Gespräche mit den Kollegen während des Joggens. Ein weiterer Vorteil: Der Muskelkater bleibt einem erspart!“ Christel Bücker, R+V BKK-Mitglied
„Es sind eigentlich nur ein paar Minuten Bewegung statt Mittagessen – der Nutzen ist aber mega, und es macht total viel Spaß. Slow Jogging vereint Sport, gemeinsam Zeit verbringen und an der frischen Luft sein.“ Sevda Diken-Er, R+V BKK-Mitglied
„Das Training macht richtig Spaß. Es sind auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Teams dabei. Durch das gemeinsame Laufen lernen wir uns viel besser kennen. Nach dem Training fühle ich mich stärker, viel wohler in meinem Körper und bin voller Energie. Das Weiterarbeiten ist gar kein Thema mehr. Ich falle nicht in dieses berühmte ´Mittagskoma´. Ich habe einfach ein gutes Gefühl. Mir geht’s gut.“ Annegret Laakmann, R+V BKK-Mitglied
Infos zu Slow Jogging und Präventionskursen
Die Website www.slowjogging.de informiert Sie ausführlich über Slow Jogging. Hier finden Sie Videos, Infos zum Gesundheitswert von Slow Jogging sowie Listen mit zertifizierten Trainerinnen, Trainern und Kursen. Handelt es sich um zertifizierte Präventionskurse, dann erstatten wir im Kalenderjahr zwei Kurse, jeweils bis zu 100 EUR bei regelmäßiger Teilnahme. In der Präventionskurs-Datenbank auf unserer Website finden Sie zahlreiche Kursangebote zum Thema Bewegung und Fitness – online und in Ihrer Nähe.