ServiceLeistungen
Neue Leistungen fallen nicht vom Himmel
Krankenkassen können in einem begrenzten Rahmen eigene Leistungen anbieten. Warum eigentlich? Und nach welchen Kriterien werden solche Leistungen ausgesucht? Wir haben unsere Vorstände Jochen Gertz und Thomas Schaaf gefragt.
BKKiNFORM: Herr Gertz, wie suchen Sie neue Leistungen aus?
Jochen Gertz: Wir führen regelmäßig Marktanalysen und Kundenbefragungen durch, um Daten darüber zu sammeln, für welche Leistungen sich Versicherte besonders interessieren. Und wir werten die Anregungen und Beschwerden aus, die wir von unseren Kundinnen und Kunden erhalten. Sie liefern uns wichtige Hinweise, wie wir unser Leistungsangebot kundenorientiert weiterentwickeln können. Natürlich behalten wir auch den medizinischen Fortschritt im Blick und schauen uns allgemeine Gesundheitsdaten an, etwa die Häufigkeit von Krankheitsbildern. Der Anteil an Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist in Deutschland sehr hoch. Gleichzeitig sehen wir, dass Präventionsmaßnahmen generell von Versicherten gut nachgefragt werden. Also haben wir unseren Zuschuss für Präventionskurse erhöht, damit wir unsere Kundinnen und Kunden noch besser dabei unterstützen können, aktiv etwas für den Erhalt ihrer Gesundheit zu tun, etwa indem sie einen Bewegungskurs oder einen Kurs zu gesunder Ernährung besuchen. Alle neuen Leistungen und Leistungsänderungen werden von unserer Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS), darauf geprüft, ob sie die gesetzlichen Anforderungen, z. B. Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit, erfüllen.
Warum können Krankenkassen überhaupt zusätzlich zu den Regelleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) eigene Leistungen anbieten?
Thomas Schaaf: Das Gesundheitssystem in Deutschland basiert auf Selbstverwaltung und Wettbewerb, um die medizinische Versorgung und den Erhalt der Gesundheit der Bevölkerung zusätzlich zu fördern. Zurzeit haben wir 95 Krankenkassen. 90 Prozent der Bevölkerung sind in der GKV versichert und können sich ihre Krankenkasse frei wählen. Im Wettbewerb um Kunden ist es das Ziel der Krankenkassen, möglichst attraktiv zu sein, um ihre Kunden zu binden und auch noch neue hinzuzugewinnen. Ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor ist neben der Beitragshöhe das Angebot an kassenindividuellen Leistungen. Das sind zum einen die sogenannten Satzungsleistungen, über die der Verwaltungsrat einer Krankenkasse entscheidet – zum Beispiel Bonusprogramme, Präventionsleistungen und Wahltarife.
Jochen Gertz: Außerdem haben die Kassen die Möglichkeit, mit anderen Leistungserbringern wie Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen oder Herstellern von Medizinprodukten Verträge abzuschließen, die oftmals eine hochspezialisierte oder auch besonders innovative medizinische Versorgung und Behandlung bei bestimmten Erkrankungen ermöglichen, etwa bei Tumorerkrankungen. Unser Ziel bei dieser sogenannten Besonderen Versorgung ist es, unseren Kundinnen und Kunden innovative Behandlungsmethoden zugänglich zu machen und sie am medizinischen Fortschritt teilhaben zu lassen.
Woran wird in Zukunft gearbeitet?
Thomas Schaaf: Ein zentrales Thema lautet, unseren Kunden als speziellen Service personalisierte Gesundheitsleistungen anzubieten. Auf der Basis individueller Gesundheitsdaten können wir ihnen dann aktiv und passgenau die Angebote aus unserem Leistungskatalog vorstellen, die für sie aktuell von Interesse sind. Damit wollen wir für jeden Einzelnen die bestmögliche medizinische Versorgung und Gesundheitsförderung erreichen.